Immer öfter lesen wir Nachrichten darüber, dass wieder ein Crowdfunding-Projekt Hunderte, Tausende oder sogar Millionen US Dollar gesammelt hat. Laut Angaben in 2012 wurden etwa 3 Milliarden US Dollar mit Crowdfunding gesammelt, in 2016 lag der Betrag schon über 30 Milliarden US Dollar.  

Aber Crowdfunding ist keine Geldbeschaffung für irgendein Projekt. Es geht um verschiedene Plattformen mit speziell ausgearbeiteten Funktionen. Anders gesagt, ist es ein System mit seinen eigenen „Verknüpfungen“, welches das Funktionieren von zahlreichen Projekten ermöglicht. Je nach Projekt können die Systeme völlig unterschiedlich sein. Wir haben eine Analyse von Geschäftsmodellen vorbereitet, die Crowdfunding einschließen, sowie die Infografik mit Erklärungen. Das macht es einfacher, die Informationen über Crowdfunding und seine Dimensionen zu systematisieren.

Was ist Crowdfunding?

Der Fachbegriff „Gruppenfinanzierung“ stammt aus dem Jahr 2006. Zum ersten Mal ist er in den Artikeln vom amerikanischen Schriftsteller und Journalisten Jeff Hau erschienen. Also existiert die Mittelbeschaffung für ein gemeinsames Ziel schon seit langer Zeit.

Crowdfunding ist eine Art Mittelbeschaffung von verschiedenen Personen für das eigene Projekt. Die Methode spiegelt sich in dem Wort wider: “Crowd” bedeutet eine Menschenmenge/Gruppe, “Funding” bedeutet die Finanzierung. Mit Crowdfunding kann man Geld für verschiedene Zwecke einsammeln. Das kann eine Realisierung von einer Dienstleistung oder einem Produkt sein, es kann eine Sammlung für medizinische Behandlung sein oder sogar dafür, dass zwei verliebte Leute sich miteinander treffen könnten.   

Das Wort Crowdfunding wird oftmals zusammen mit dem Wort Crowdsourcing benutzt. Im allgemeinen Sinne bedeutet Crowdsourcing das Auslagern von Projekten an eine Gruppe von Internetnutzern. Crowdfunding kann man als Teil von Crowdsourcing betrachten, dabei muss es beim Crowdsourcing nicht immer um Geld gehen, während “Funding” Beschaffung von Geld bedeutet.  

Crowdfunding: die Klassifizierung

Geschäftsmodelle, die Crowdfunding einschließen, kann man auf Grund von folgenden Kriterien aufteilen:

Das Ziel des Projekts: Geschäft, Kunst, Politik, Kultur, kreative Projekte.

Belohnungsart: finanziell, nicht-finanziell, gratis.

Stiftungen - keine Belohnung

Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die Stiftungen eine der wichtigsten Formen des Crowdfundings für lange Zeit waren. Was sind eigentlich die Stiftungen? Backers (oder Internetbenutzer, die beschlossen haben, das eigene Geld für das eine oder andere Projekt zu stiften) investieren beispielsweise in ein soziales, politisches oder medizinisches Projekt und erwarten dabei keine Rückerstattung. Das heißt, das Geld wird ohne Rückerstattungspflicht gesammelt. Meistens wird auf diese Weise das Geld für Krankenbehandlung, Wiederaufbau von Denkmälern, für die Veranstaltungen von verschiedenen ehrenamtlichen Organisationen gesammelt.

Die größte Rückerstattung, die man in diesem Fall vom Crowdfunding erwarten kann, kann die Erwähnung des Geldgebers oder eine private Danksagung der Projektleiter sein. Es gibt einige Webseiten, die sich auf diese Art von Crowdfunding spezialisieren.  Das sind http://www.betterplace.org/de in Deutschland, http://respekt.net/ in Österreich, Rusini und dobro.mail.ru in Russland.

Keine finanzielle Belohnung: Produkte, Danksagung, Souvenirs

Das Modell ist meist geeignet für Crowdfunding-Projekte im Herstellungsbereich - von ganz kleinen handwerklichen Projekten bis hin zu innovativen Technologien. Heute ist die Methode sehr verbreitet, weil sie unter den Benutzern einen guten Ruf hat. Wenn der Geber in das Projekt investiert, betrachtet er den Hersteller als glaubwürdig und macht eine Vorbestellung. Zum Beispiel im Falle eines Musikprojektes kann es eine Kopie des musikalischen Albums sein, Erwähnung des Namens in Dankeschönlisten oder in Titel, wenn es ein Video oder ein Film ist, Kinokarten und vieles andere, wozu die Phantasie der Entwickler reicht.

Die Autoren verpflichten sich, das Produkt gleich nach seiner Fertigung zu liefern. Auf diese Weise werden die Geber (Backers) die ersten, die das exklusive Produkt kaufen. Und das Produkt kann auch nur eine einzige Ausgabe sein. So ein Exklusivitätsmodell heizt das Interesse von potentiellen Investoren an. Auf diese Weise wird das Crowdfunding zum Online-Geschäft von exklusiven Dingen, die man nicht sofort erwerben kann.

Finanzielle Belohnung: Crowdinvesting

Eine Gewinnbeteiligung im Austausch gegen Projektunterstützung ist das Hauptmerkmal dieses Modells abweichend von den vorigen. Diesen Fall kann man als Geschäftsinvestition betrachten. Man erwartet, später einen Profit zu bekommen.

Drei Formen des Crowdinvestings

Lizenzgebühren

Das ist die Vorgehensweise, die derzeit in der Musikindustrie, bei Computerspielen, und in der Filmindustrie verwendet wird. Das Modell der Lizenzgebühren beinhaltet zum einen eine nicht-finanzielle Belohnung (stattdessen zum Beispiel eine physische Kopie des Musikalbums, des Spiels oder Erwähnung im Titel), aber auch einen Anteil an den Verkaufseinnahmen.

Eine Vielzahl von Menschen vergibt Kredite über das Internet: Crowdlending

Der Hauptvorteil von dieser Weise des Crowdinvestings liegt daran, dass der Geber eine klare Vorstellung hat, wann und zu welchen Bedingungen er eine Investitionsrendite mit Zinsen erwarten kann. Es gibt auch verschiedene Vorteile für den Kreditnehmer. Er bekommt eine Anleihe unter besseren Bedingungen als er in einer Bank bekommen hätte. Er verschwendet dabei keine Zeit für Unterlagenausfertigung. Investoren sind ausschließlich private Personen.

Crowdlending teilt sich in zwei Blöcke auf. Es geht um die Finanzierung für private und juristische Personen. Die Anzahl von Plattformen, die sich auf die Kreditgewährung für juristische Personen richten, ist geringer. Aber sie schaffen es auch, eindrucksvolle Beträge zu sammeln. Zum Beispiel hat die Plattform Funding Circle es geschafft, 250 Millionen US Dollar zu sammeln.

Was die privaten Personen betrifft, hier gibt es sowohl das Crowdlending als auch P2P (Peer to Peer = Gleichgestellte an Gleichgestellte). Beim P2P-Modell kommunizieren Kreditgeber und –nehmer direkt miteinander und nicht mit allen Teilnehmern der Crowdinvesting-Plattform. Die Rolle der Plattform ist in diesem Fall die Sicherstellung der Pflichterfüllung während des ganzen Prozesses.

„Lending Club“ ist derzeit die führende Crowdlending-Plattform. Von 2007 bis 2013 hat die Plattform über 2,7 Milliarden US Dollar gesammelt. Sogar Google hat Interesse an der Plattform gezeigt und dabei seine Popularität noch erhöht. 2015 hat Google ein Sonderabkommen mit Lending Club unterzeichnet. Er handelt sich um die Senkung der Servicegebühren für Google Partner.

Soziale Darlehen sind ein Teil von Crowdlending. In diesem Fall sind die Zinsen entweder nominal oder es gibt überhaupt keine. Das Hauptziel von solchen Projekten ist die Hilfe für Bedürftige und Arme in Entwicklungsländern. KIVA ist die größte Plattform in diesem Segment, und hat etwa 500 Millionen US Dollar für verschiedene Zwecke gesammelt. Und das waren keine Wohlfahrtprojekte, es ging um Anleihen und alles wurde zurückgezahlt.

Aktien-Crowdfunding

Das ist eine der interessantesten Formen des Geschäftsmodells. Bei dem Aktien-Crowdfunding bekommt der Geber Aktienrechte als Belohnung. Das können Eigentumsanteile oder Unternehmensanteile, Dividenden oder Abstimmungsrechte bei Gesellschafterversammlungen sein.

Obwohl dieser Ansatz die Möglichkeiten des Crowdfundings ausweitet, ist diese Methode sehr in Frage gestellt. Es ist direkt mit der Unternehmensstruktur verbunden und das erhöht die Investmentrisiken dramatisch.

In 2013 hat man eine rechtliche Anerkennung der nicht akkreditierten Investoren in den USA erwartet. Aber die Kommission für Wertpapiere und Einlagen hat keine Richtlinien veröffentlicht, die diese Form des Investments erlauben. Es gibt auch heute Schwierigkeiten, die dem Aktien-Crowdfunding nicht erlauben, ein industrielles Volumen in den USA zu erreichen. Aber trotzdem arbeiten diese Plattformen weiter, die auf solche Geldeinsammlungen zielen. Die amerikanische Plattform EquityNet funktioniert beispielsweise seit 2005.

In Europa wiederum ist das Aktien-Crowdfunding gesetzlich gesichert. Ein gutes Beispiel ist die britische Plattform Seedrs, die Millionen Pfund für verschiedene Geschäftsprojekte generiert.

In der Zukunft wird es neue Formen geben

Zusammen mit der zunehmenden Beliebtheit des Crowdfundings und des Crowdinvestings bildet sich ein neuer Trend. Verschiedene Formen der gemeinschaftlichen Teilnahme an der Projektentwicklung werden neu evaluiert und als Bestandteile in den prinzipiell neuen Geschäftsmodellen verwendet.

Ein interessantes Beispiel von so einem Modell ist das innovative System PLATINCOIN. Es besteht aus der Plattform PLC Business, wo man eigene StartUps zur gemeinschaftlichen Teilnahme vorstellen kann. Die Teilnehmer des Kryptosystems stimmen für die Projekte, die ihnen gefallen hatten. Und das Unternehmen hilft bei der Entwicklung der Projekte, die die größte Anzahl von Stimmen gesammelt haben.

Einfache Zugänglichkeit, gute Wachstumsgrößen, sowie eine riesige Leistungskraft ermöglichen dem Crowdsourcing eine Alternativform der Entwicklung von fast jedem Geschäftsprojekt zu werden.

Eine demokratische Vorgehensweise, finanzielle Unterstützung, transparente und effiziente Mechanismen solcher Modelle ziehen immer mehr Geschäftsleute und Wähler an. Das ermöglicht talentierten Menschen, ihre Ziele zu erreichen und sich neue Ziele zu setzen.